Etappe 7: Museum für Hamburgische Geschichte













MUSEUM FÜR HAMBURGISCHE GESCHICHTE, Hamburg
Sonderausstellung:
- Geheimnisse des salomonischen Tempels

Eindrücke:
Am Rande des größten hamburgischen Gartens "Planten und Bloomen" steht das Museum für hamburgische Geschichte. Ein großes, architektonisch wunderschönes, extrem vielseitiges und modern eingerichtetes Museum steht den neugierigen Besuchern zur Verfügung. Über mehrere Etagen erstreckt sich eine aufwendige und vielfältige Rekonstruktion der Geschichte der Hansestadt mit diversen Schwerpunkten. Es gab so viele Impressionen, dass ich kaum in der Lage bin, alles hier wiederzugeben. Daher werde ich kurz die einzelnen Themen anreißen und beschreiben:
1.: Mode, Musik, Theater und Wissenschaft:
Diverse Kleider aus mehreren Jahhunderten versammeln sich in diesem Trakt. Sie wurden von Nachfahren der Menschen, die sie einst trugen, an das Museum hinterlassen. Sehr interessant zu sehen, wie die Leute früher rumliefen (die Armen...).
2: Hamburg im 20. Jahrhundert:
Dieser Flügel hat mich ganz besonders beeindruckt. Hier wurden sehr liebevoll einzelne Zimmer eingerichtet, wie sie zur Weimarer Zeit, in den 50er Jahren, 70er Jahren und anfang der 90er ausgesehen haben mit originaler Ausstattung. Es fühlte sich an wie eine Zeitreise in die vermeintlich gute alte Zeit. Auch einzelne Läden wie eine Bunkerapotheke aus dem 2. Weltkrieg oder ein Fleischer in den 20er Jahren wurden originalgetreu nachgebaut. Hinzu kommen diverse Ausstellungsobjekte wie ein Hut von Udo Lindenberg oder Gimmicks zur Jahrtausendwende. Äußerst interessant und interaktiv.
3.-5.: Mittelalter und Reformationszeit, frühe Neuzeit bis 1840, Hamburg ab 1840:
Diese 3 Themenschwerpunkte befinden sich im 1. OG und werden von mir hier zu einem Ganzen zusammengefasst (da es sonst jeglichen Rahmen sprengen würde). Kurz gesagt: Freunde von Nachbaumodellen (sei es Schiffe, Häuser oder gar ganze Städte) werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Liebevoll und höchst detailreiche Nachbauten von berühmten Schiffen sind neben echten Kanonen ausgestellt, eine Szenerie aus dem berüchtigten Brand der Stadt wurde neben Fundstücken wie geschmolzene Gläser aus jenem aufgestellt, Eine Einrichtung eines gutbürgerlichen Kaufmannshauses kann man betreten und auskundschaften sowie die Entwicklung des hamburger Hafens vom Nussschalensteg zur Wirtschaftsaorta Europas nachvollziehen. Man bekommt so viel zu sehen, dass man kaum in der Lage ist, alle Eindrücke festzuhalten. Gerade hier werden die alten Seebären und Badewannenkapitäne auf ihre Kosten kommen.
Eine Etage höher teilen sich 3 weitere Themen die Räume-
6.: Juden in Hamburg:
Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas skeptisch war, die Räumlichkeite zu betreten, als ich den Titel las. ich habe natürlich etwas bestimmtes erwartet und war dennoch richtig positiv überrascht.  Hier wird gezeigt, wie jüdische Familien in Hamburg leben, wie sie ihre Räumlichkeiten einrichten, sogar eine Synagoge wurde nachgebaut, um den Besuchern zu zeigen, wie so ein Gotteshaus von innen aussieht. Das unumgängliche Thema Shoa wird aber ganz reduziert und sachlich behandelt, was ich sehr löblich finde.
7.: Wohnräume 17.-19. Jahrhundert: Um einen abgerundeten Blick über die Wohnkultur der Hamburger im Laufe der Geschichte zu bekommen dürfen diese Einrichtungen nicht fehlen. Schöne Möbel, nette Deckenmalereien, alles gut und schön.
8.: Modelleisenbahn:
Hier in diesem Raum steckt ein weiteres Hightlight des Museums, der Modelleisenbahnnachbau des Harburgers Bahnhofs. Einmal die Stunde werden alle Züge in Bewegung gesetzt und nicht nur die Herzen der Kinder schlagen da höher. Es sieht fantastisch aus und alles wurde sehr hingebungsvoll dekoriert.

Zur Sonderausstellung kann ich leider nicht viel sagen, da sie derzeit abgebaut wird und ich nur einen flüchtigen Blich auf die Nachbaumodelle werfen konnte. Schade.

Fazit: 8 Euro Eintritt sind für ein solch informatives, interessantes, abwechslungsreiches und innovatives Museum äußerst gerechtfertigt. Einziger Wehrmutstropfen bei der Geschichte: der wunderschöne überdachte Innenhof ist leider nicht begehbar und nur aus den Fenstern zu betrachten. Einzige Möglichkeit: ein erhöhter Teil ist dem Museumsrestaurant angebunden als Terasse. Ansonsten ist dieses Museum jeden Penny und jede Blase an den wundgetrampelten Füßen wert.

Etappe 6: Helms Museum / Archäologisches Museum














HELMS MUSEUM / ARCHÄOLOGISCHES MUSEUM, HH-Harburg
Sonderausstellung:
- Lego Zeitreise (Helms Museum)

Eindrücke:
Tatort Hamburg-Harburg, eine Gegend in der Hansestadt, die ich zugegebenermaßen absichtlich nur sehr selten aufsuche. Zwei kleine Museen, die direkt nebeneinander stehen, gehören zu einem Komplex. Während das Archäologische Museum eine über 2 Ebenen verteilten Dauerausstellung zeigt, ist das Helms Museum Ort für Sonderausstellungen zum Thema Geschichte und Archäologie.

1: Archäologisches Museum
Dieses Museum ist zweifelsohne eines der Innovativsten und modernsten seiner Art und hat perfekt gewusst, den Sprung ins 21. Jahrhundert zu schaffen. Man bekommt am Eingang ein kleines Büchlein in die Hand gedrückt mit lauter Nummern, Fotos und Erklärungen darin und wird auf Entdeckungsreise geschickt. Die untere Ebene ist ein dunker, fensterloser Raum und gleicht einer archäologischen Baustelle (ich weiß, wovon ich rede, da ich vor fast 10 Jahren ein halbes Jahr für die Archäologie gearbeitet habe). Überall sind Steine, Felsen und Geröll, mann kann und muss sich überall hin bewegen, um die Ausstellungsobjekte zu finden, die sehr gut ausgeleuchtet in Glaskuppeln eingeschlossen sind. Tipp an alle Frauen an dieser Stelle: Keine Stöckelschuhen, ihr würdet es bereuhen! Der Raum ist aufgeteilt in diverse Themenschwerpunkte wie Nahrungssuche, Feuer, Gewalt und Tod. Ganz toll finde ich übrigens die Gimmicks, die in jedem Schwerpunkt eingebaut wurden: so hängt zum Thema Tod ein schräg abgesägter Leichenwagen von der Decke und zum Thema Nahrungssuche steht eine riesige Sardinenbüchse, die man aufdrehen kann und wo im Inneren sich altertümliche Jagdutensilien befinden. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Erklärungen sind da sehr klar und kindgerecht geschrieben. Einziger Nachteil des Ganzen: man muss höllisch aufpassen, wo man hintritt. Mal eben paar schritte nach hinten machen, ist nicht ohne richtig aufzupassen, sonst landet man sehr schnell buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen. Der erste Stock ist da viel übersichtlicher gestaltet, hat Fenster und einen normalen, ebenen Boden. Dort stecken Fundstücke, die thematisch nicht zu denen im Erdgeschoss liegenden Sachen passen, wie z.B. die Funde aus dem Konzentrationslager Neuengamme in Hamburg. Es ist zwar viel lichter und übersichtlicher, aber mit nichten weniger interessant. An einer Stelle wurde auf dem Boden das gesamte U- und S-Bahnnetz der Stadt gezeichnet und an den Stellen, wo Funde bei Bauarbeiten freigelegt wurden, aufgestellt.
Insgesammt ein packendes, kleines Museum voller Innovationen und hochinteressanten Fundstücken

2: Helms Museum.
Das Helms Museum ist ein reiner Sonderausstellungsraum, welches an das archäologisches Museum gekoppelt ist. Es ist ebenfalls sehr überschaulich "klein", die Inhalte  aber umso interessanter. Dieses Mal ist nun die Sonderausstellung "Lego Zeitreise" zu Gast. Wie der Titel schon sagt, besteht die Ausstellung fast ausschließlich Exponate, die mit den beliebtesten Bauklötze der Menschheitsgeschichte angefertigt wurden. Diverse Schauplätze wie das antike Rom oder Griechenland, Babylon und das alte Ägypten bis hin zum Wilden Westen wurden höchst professionell nachgebaut und seh anschaulich dargestellt. Komplettiert wird die Schau mit einigen originalen altertümlichen Fundstücken wie Schwerter, Helme und Vasen, sowie einige Leihgaben von Stadtszenerien aus dem Museum Minaturenwunderland. Diese Schau peilt natürlich in erster Linie den Nachwuchs an, was ich auch ganz toll finde. So werden kommende Generationen auf Museen aufmerksam gemacht. Aber das Kind im Erwachsenen wird garantiert dabei wieder geweckt. Für Erwachsene wird eher die Schau interessant, in dem sie sehen, was man mit Legosteinen alles so hoch professionell bauen kann.

Fazit: 6 Euro Eintritt für beide Museen sind angesichts des hoch innovativen und umfangreichen Konzept mehr als nur gerechtfertigt. Beide sind sehr kindgerecht aufgebaut und dennoch ganauso für Erwachsenen geeignet. Gerade das Museum für Archäologie gehört deswegen zu meinen absolut favorisierten Museen. Ich kann einen Ausflug dorthin jedem empfehlen, der etwas neues erleben möchte. Kleiner Tipp, wer keine Kinderscharren um sich haben will, sollte sich einen Wochentag aussuchen...

Etappe 5: Stadtmuseum Pinneberg













STADTMUSEUM PINNEBERG, Pinneberg
Sonderausstellung:
- Gagel - 20 Jahre Pinneberg: wachsen, wechseln, wählen, wundern

Eindrücke:
Dieses relativ kleine, aber dafür sehr feine Museum hat mich in vielerlei Hinsicht sehr überrascht. Ich hatte kaum erwartet, ein so relativ modernes, hoch informatives und inhaltlich so sehenswertes wie abwechslungsreiches Museum vorzufinden. Die Dauerausstellung verfügt über 5 Themenschwerpunkte: Stadtgeschichte, Sammlung Rudolf Grothkop, Sammlung Johannes Görbing, ILO Motorensammlung und Sammlung Günther Thiersch.

Die Schau zur Stadtgeschichte zeigt von steinzeitlichen Funde im Raum Pinneberg über die Mittelalterzeit, den 30 Jährigen Krieg, die Weimarer Republik, das 3. Reich bis hin zum Wirtschaftswunder. Dabei wird sehr schön über die jeweiligen Zeitperioden dokumentiert anhang von Funden, Dokumente, Skizzen, Fotos und Film.- bzw. Toneinblendungen. Sehr informativ, schön gestalterisch in Szene gesetzt, was will man mehr?.

Die Sammlung Rudolf Grothkop befasst sich mit  dem Hinterlass des berühmten Pinneberger "Maler-Zahnarzt". Eine original Zahnarztsausstattung aus den 30er Jahren schmückt den Raum nebst den Gemälden des R. Grothkop. Einige seiner Bilder fand ich wirklich äußerst interessant. Sehr expressiv, zwar etwas ungelenkt, aber für einen Autodidakten schon sehr fortgeschritten.

Die Sammlung Johannes Görbing versammelt etliche Mineralien und Edelsteine, sowie diverse kunsthandwerkliche Gegenstände aus allen Teilen der Welt, mitgebracht von Görbing selbst während seinen zahlreichen Weltreisen. Auch diese Sammlung birgt einige Schätze, für Geologen und Geologie-Interessierten vielleicht interessanter als für mich.

Der 1990 geschlossene Motorenhersteller ILO Motoren hinterließ dem Stadtmuseum Pinneberg diverse Motoren von 1913 bis zur Firmenaufgabe. Eine schöne Sammlung, besonders für Ingenieure und Mechaniker geeignet.

Die letzte Sammlung, die des Güther Thiersch, hat mich besonders überrascht. Die Gemälde und Grafiken des Künstlers widmen sich zwar alle nur dem einen Thema, nämlich die Wiedergabe von Raumausschnitten aus Maschinenräumen, aber dafür handwerklich auf sehr gutem Niveau. Hauptaugenmerk sind Rohre, Schalter und Metallkästen. Ich mag seinen leicht grafisch-illustrativen Stil.

Sonderausstellung:
Die Fotodokumentation über Straßenzüge Pinnebergs anfang der 90er Jahre im Vergleich zu den gleichen heute zeigt den archtiektonischen Wandel der Stadt. Man bekommt einen sehr schönen Einblick, wie sehr sich eine Stadt innerhalb von nur 2 Jahrzehnten verändern kann. Der Fotograf Gagel hat sich viel Mühe gegeben, die Schauplätze sorfältig auszusuchen und nebenbei auch viele Zeitungsausschnitte zu sammlen, die den Wandel auch dokumentierten. Insgesammt sehr sehenswert und interessant.





Fazit: für ein Museum, welches KEINEN Eintrittspreis verlangt, ist es äußerst informativ und abwechslungsreich. Natürlich beschränkt es sich auf die Region Pinneberg und ist dadurch ein rein provinzielles Museum. Für Einwohner der Pinneberger Umgebung sehr zu empfehlen. Für den Rest wäre eine weite Reise dorthin nur in Verbindung mit dem Besuch des im Sommer stattfindenden tollen "Summer Jazz Festivals" (ebenfalls kostenlos) zu empfehlen. Es gehört definitiv zu den besten provinziellen Museen, die ich je gesehen habe. Aboslut empfehlenswert!

Ausstellungstipp am 13.03.2013

Ich habe einen tollen Tipp für alle die aus Berlin und Umgebung kommen:
im Museum "Hamburger Bahnhof" (Invalidenstr. 50-51) findet bis zum 18.08 eine umfassende Retrospektive des verstorbenen Enfant Terrible der deutschen Kunstszene, Martin Kippenberger, statt.

Er war ein herausragender Maler und Zeichner, hatte außergewöhnliche Installationen auf die Beine gestellt und hatte stets an den Humor der Menschen appelliert. Leider übte er auch einen extremen Lebensstil aus zwischen endlosen Sauforgien, Parties und Nudelaufläufe. Am Ende starb er 1997 mit nur 44 Jahren an einer Leberzirrose.

Seine Schau zeigt einen Rundumschlag um sein Schaffenswerk.
hier der Link zur Ausstellungsseite:

http://www.hamburgerbahnhof.de/exhibition.php?id=39503&lang=de

Etappe 4: Hamburger Kunsthalle

HAMBURGER KUNSTHALLE, Hamburg
Sonderausstellungen:
- Alberto Giacometti - Spielfelder
- Besser Scheitern - Film+Videos
- 15 Jahre Galerie der Gegenwart - Eine Sammlungspräsentation
- Oscar Troplowitz, Ein Leben für Hamburg
- Kunst der 50er Jahre

Eindrücke:
Die Hamburger Kunsthalle ist eines der größten und wichtigsten Museen Deutschlands und vielleicht sogar Europas zum Thema bildende Kunst. Jeder, der sich für Kunst interessiert oder erste Erfahrungen sammeln möchte und in der Nähe lebt, sollte unbedingt einen Abstecher dort machen. Von Pissarro bis Picasso, von Rembrandt bis Richter, von Polke bis Poliakoff, von Canaletto bis Cranach ist so ziemlich alles vertreten von dem Spätmittelalter bis zur Gegenwartskunst. Jetzt hier über jeden Flügel und Themenschwerpunkt zu rezensieren und zu sinnieren würde jeden Rahmen sprengen, also werde ich mich kurz fassen, bevor ich mich auf Sonderausstellungen konzentriere. Die Galerei der Alten Meister umfasst die Periode des Spätmittelalters, der Übergangsperiode zur Renaissance, Renaissance, Manierismus, Barok und Rokkoko. Etliche große Meister wie Cranach, Van Dyck, Rembrandt, Rubens, Boucher, Fragonard, Jakob van Ruisdael und Holbein sind hier zu bewundern. In der Galerie des 19. Jahrhunderts ist besonders die Bildersammlung von Caspar David Friedrich und die Sammlung franz. Impressionisten um Monet, Manet, Pissarro, Renoir, Millet und Degas zu bestaunen. Im Flügel der Klassischen Moderne findet man u.A. Picasso, Derain, Munch, Beckmann, Dali, Ernst und eine Sammlung der Gruppe "Brücke" und der neuen Sachlichkeit. Die Galerie der Gegenwart besitzt viele Werke zeitgenössischer Künster, darunter aber viel Abfall!
Für jeden ist also was dabei. Gute Laufschuhe sollte man also mithaben...

Sonderausstellungen:
-Alberto Giacometti - Spilefelder:
Die Schau ist ein Teil einer großen Giacometti Retrospektive in Hamburg (der andere Teil ist im Bucerius zu finden; ich berichtete schon darüber). Dieser Ausstellungsteil beschäftigt sich weitestgehend mit dem surrealen Frühwerk des italienischen Künstlers. Man bekommt einen ungewöhnlichen Einblick in einer kaum bekannten Phase seines Schaffens. Viele Skulpturen mit für ihn außergewöhnlichen Formen und Ausdrücken, etliche Zeichnungen und Malereien sowie viele begleitende Fotografien runden diese Ausstellung ab. Man merkt schon, dass diese Ausstellung einen anderen Fokus auf Giacomettis Schaffen wirft als die des Bucerius Kunst Forums. Aber leider genau wie beim Bucerius findet man hier viel überschüssige Ware wie sinnlose Kritzeleien auf Zeitungspapier, die der Künstler selbst nie im Leben in einem Museum ausgestellt hätte. Der Gesamteindruck jedoch fällt äußerst positiv aus. Die Raumgestaltung weiß sehr gut zu überzeugen mit ihren erdtonfarbigen Wänden und der Raumaufteilung. Welche nun der beiden Ausstellungen die bessere ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest ergänzen sich beide Ausstellungen wirklich sehr gut.
-Besser Scheitern - Film+Videos:
Diese Schau sollte besser den Titel "Besser umschiffen" tragen. Langweilige, überflüssige, banale und nervige Videoinstallationen von Schlingensief, Baldessari und Co. geben sich hier die Klinke. Wenn ein Video eine Straßenecke in einem scheinbar verlassenen Dorf stundenlang zeigt, ohne, dass nur irgendetwas passiert oder die Kamera durchkreuzt, und ich bei der Erklärung lesen muss, dass sich der "Künstler" damit mit der Chaostheorie auseinandersetzt, dann kann ich nur antworten: verarschen kann ich mich selbst. Alleine die Bruce Naumann Videoinstallation Feed Me/Eat Me weiß einigermaßen zu überzeugen. Allein die Tatsache, dass die Ausstellung weder mit einem Flyer noch mit einem Katalog beworben wird, schreibt Bände...
- Kunst der 50er Jahre:
Kleine, aber unfeine Ausstellung über meist misratene Werke namhafter Künstler wie Hockney und Baumeister. Ein Meisterwerk sticht jedoch heraus und zeigt eindeutig, wer mit dem Pinsel umgehen kann: Study of a Portait von Francis Bacon.
- 15 Jahre Galerie der Gegenwart:
Hier wird sozusagen ein Best Of der modernen Sammlung gezeigt. Und bis auf die Bilder von Polke und Richter muss man sich unweigerlich fragen: wenn das ein Best Of ist, wie sieht denn der Rest aus? Und ich sage, genauso, wie man es sich jetzt vorstellt: zum Schreien... Hier wurde mit viel Geld viel Abfall überhypter Künstler gekauft. Na dann...
- Oscar Troplowitz:
Ein versöhnlicher Abschluss zeigt die Sammlung des Nivea Gründers. Werke von Corot, Liebermann und Sisley sowie alte Originalplakate und frühe werbe-Animationsfilme zeigen den tollen Geschmacks eines großen Unternehmers.

Summa Summarum sind 12 Euro Eintritt zwar nicht gerade wenig, aber angesichts der enormen Größe, des Inhalts und der Vielfalt der Sammlungen und Sonderausstellungen einigermaßen vertretbar.

Etappe 3: Bucerius Kunst Forum

BUCERIUS KUNST FORUM, Hamburg
Sonderausstellung:
- Alberto Giacometti - Begegnungen

Eindrücke:
Das Bucerius Kunst Forum ist ein sehr kleines, aber dafür hochklassiges Kunstmuseum, welches über keine Sammlung verfügt, sondern ausschließlich Sonderausstellungen zeigt. Es verfügt lediglich über 2 Ausstellungsräume und einen Filmvorführraum, dafür sind die Inhalte umso beeindruckender. Natürlich kommt es dabei immer nur darauf an, ob die laufende Ausstellung einen interessiert. Die Ausstellungskataloge sind immer vorzüglich recherchiert und toll gestaltet. Leider, muss man sagen, sind die Kataloge relativ gleich im Sinne des Corporates gestaltet, wodurch so die Individualität der Künstler etwas verblasst. Aber das ist nur meine Meinung, Anderen gefällt es so sicher besser.

Zur Ausstellung:
Alberto Giacometti ist gewiss einer der bekanntesten und anerkanntesten Künstler/Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Und das nicht ohne Grund. Alleine dafür lohnt sich immer ein Abstecher. Nun ist die Ausstellung nur ein Teil einer großen Retrospektive (der Andere ist in der Hamburger Kunsthalle, Berichterstattung folgt demnächst). In diesem Teil werden hauptsächlich Skizzen und Zeichnungen ausgestellt, begleitet von Malereien und natürlich seine unverkennbaren Plastiken. Bei der Ausstellung ist mir persönlich klar geworden, dass mir seine Malereien von all seinem Repertoire am besten gefallen hat. Am meisten überraschte mich, dass mir sein Spätwerk viel mehr angetan hat, was ich persönlich von ganz wenigen Künstlern behaupten kann. Seine Kniefiguren beispielsweise kamen mir viel ausdrucksstärker und paradoxerweise viel lebhafter vor als seine typischen dürre Gestalten mit den überdimensional langen und dürren Beinen vor. Die begleitenden Textafeln sind zugleich sehr informativ und leicht verständlich geschrieben, so dass jeder sie verstehen kann (also ohne den typischen Kunstfachjargon). Einige der gezeigten Skizzen, die ich als verratzte Krakeleien bezeichnen würde, hätte man sich durchaus schenken können. Die im Filmvorführraum gezeigt Reportage über Giacometti ist hochinteressant und gibt einen sehr informativen Blick in seiner Schaffenswelt. in dem Interview mit ihm (auf französisch) deschiffriert er seine Plastiken und Gemälde und erklärt uns, welche Botschaft er überbringen will.

Summa Summarum kann ich sagen, dass das Bucerius Kunst Forum nach, für mich persönlich, längerer Zeit wieder eine tolle Ausstellung geglückt ist. Jedoch ist der Eintrittspreis von 8 Euro auf gut deutsch gesagt kein Pappenstiel. Gemessen an der Größe des Museums eindeutig zu viel, jedoch durch die Qualität irgendwo doch wieder gerechtfertigt. Trotzdem ist die Ausstellung unbedingt einen Abstecher wert.

Etappe 2: Museumsquartier Lübeck

MUSEUMSQUARTIER, Lübeck
Sonderausstellungen:
- Helmut Rieger-Afrika in mir

Eindrücke:
Das Museumsquartier (wie es sich seit Kurzem so nennt) beinhaltet im Grunde genommen 2 Museen in einem. Da wäre zum Einen die Kunsthalle für zeitgenössische Kunst nach 1945 und dann das St. Annen Museum, welches eine Vielfalt an Sammlungen und Themenschwerpunkte zu bieten hat.

Teil 1, Kunsthalle: Die eigene Kunsthallensammlung verdient im Grunde genommen das Prädikat "Augenvergewaltigung"! Die für teures Geld angeschaffenen "Kunstwerke" sind zum größten Teil eine totale Unverschämtheit gegenüber dem zahlenden Betrachter. Nebeneinander gereihte Pflastersteine, komplett schwarz bemalte Leinwände (Mit dem "hoch" philosophischen Titel: Decision on the Stone), und, und, und... Nicht nur die Sammlung entpuppt sich als desaster, sondern auch ein Großteil der Sonderausstellungen, wie auch in diesem Fall die Helmut Rieger Schau "Afrika in mir". Wie der Titel es erahnen lässt, zeigt die Ausstellung eine Reihe von Bildern, die sich mit afrikanischer Kunst auseinandersetzt. Aus meiner Sicht gänzlich misslungen. Zwar wurde hier der Versuch gestartet, original 100 Jahre alte afrikanische Skulpturen zwischen den "Gemälden" zu platzieren, um so etwas wie ein Dialog zu gestalten. Dabei wird einem sofort klar, dass die stümperhaft gemalten Bilder massivst gegenüber ihre Ideellen Vorlagen abstinken. Krakelig, gestalterisch ungelenkt, unästhetisch, farblich brechreizerregend. Wer sich die Schau trotzdem reinziehen will, bitte, der sei aber gewarnt.

Teil 2, St. Annen Museum: zum ersten Mal zeigt sich das Museum (so gut wie komplett) restauriert. Sehr modern und sehenswert zeigen sich die Räumlichkeiten in völlig neuem Glanz. Jedoch sind nicht wenige (und dazu auch noch wichtige) Objekte anscheinend in die Keller verschwunden. Oder sie werden vermutlich in dem neuen Hansemuseum auftauchen. Die Erdgeschosssammlung über Sakrale Kunst und Kunsthandwerk hingegen wurde so gelassen, wie es ist und benötigt dringend einer Frischzellenkur. Besonders das Memling Altar, welches zu den Bedeutendsten der Welt gehört, braucht einen neue Präsentation.

Summa Summarum lässt sich sagen, dass 10 Euro Eintritt für dieses Museum eindeutig viel zu viel sind. Der unverschämte Preisanstieg ist mit nichten zu entschuldigen. Dafür ist das Museum zu provinziell und zu klein. Gerade die Kunsthalle ist die Eintrittskarte kaum wert. Die massive Preissteigerung wird mit Sicherheit nicht dazu führen, dass die Diäten steigen werden, sondern dass genau das Gegenteil passieren wird, da die Besucher einmal und nicht wieder den Räumlichkeiten beitreten werden. Lässt sich nur hoffen, dass die Vernunft über die Geldgier siegen wird.

Etappe 1: Museum für Kunst und Gewerbe

MUSEUM FÜR KUNST UND GEWERBE, Hamburg
Sonderausstellungen:
- PIXAR 25 years of animation
- Endstation Meer?

Eindrücke:
Das Museum an sich ist schon mal einen Abstecher wert. Es besitzt eine eindrucksvolle Sammlung von Jugendstil Einrichtungen über Musikinstrumente aller Art und Jahrhunderte bis hin zu der umfangreichsten Sammlung von Samurai Accessoires weltweit außerhalb Japans. Es gibt so viele verschiedene Themengebiete und so viele Sachen zu entdecken. Da kommt jeder auf seine Kosten.
Zur Sonderausstellungen:
Ich als großer Fan von Pixar Animationsfilmen musste einfach zu dieser Schau hin. Und ich wurde nicht enttäuscht. Unzählige Skizzen, Artworks, Storyboards, Ton-Maquetten und kurze Videos gaben einen eindrucksvollen Einblick in den unglaublichen Entstehungsprozess eines solchen Films. Die Ausstellung ist für jeden Pixar Fan ein absolutes Muss.
Die Schau Endstation Meer? ist zwar weitaus kleiner gehalten als die Pixar Sache, aber längst nicht weniger sehenswert. Sie gibt einen erschreckenden Einblick in die Welt der Meeresmüllentsorgung großer Städte wie New York und Sidney.

Summa Summarum klingen 10 Euro eintritt erstmal viel, aber angesichts der Größe, Qualität und Vielfalt der Exponate sowie der tollen Sonderausstellungen ist der Preis voll und ganz gerechtfertigt. Gute Laufschuhe sind angesagt, denn 2-3 Stunden hält man sich mind. drin auf.
Also nix wie hin!

Kleine Einführung

Seit meiner Kindheit gehören Museen zu meinen Hobbys. Mehr noch, sie sind zu einer Leidenschaft geworden. In Zeiten, in denen Kultur bei den meisten Menschen kaum noch eine Rolle bei den Menschen spielt, finde ich es umso wichtiger zu zeigen, dass es noch Leute gibt, die den Mut aufbringen zu sagen, dass ihnen Kultur am Herzen liegt.

Von wie vielen Menschen wird man heutzutage schräg angeschaut, wenn man sagt, dass man lieber ins Museum als in die Disse geht? Was ist denn falsch daran, seinen Kopf mit Wissen und Schönheit zu füllen anstatt mit monotonen und nervtötenden Beats? Die eigentliche und logische Frage, die man stellen muss an dieser Stelle ist: wovon hat man auf lange Sicht mehr von? Und siehe da, an dieser Stelle verstummen fast alle, die einen voher fast verachtend angeschaut haben...


Wer Kultur als spießig bezeichnet, muss sich der Frage stellen, ob er überhaupt weiß, was ein Spießer ausmacht. Denn es sind ausgerechnet die, die keine Ahnung von Kultur haben und so über einen eingeschränkten Horizont verfügen, die der Bezeichnung Spießer am Nächsten kommen.

In diesem Blog will ich nun meine Eindrücke über meine Museumsbesuche festhalten und den Leuten Hinweise geben, was sich, aus meiner Sicht, lohnt, anzuschauen oder nicht.

Viel Spaß dabei.